TAG 168 – Und wieder ein Abschied
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TAG 168 – Und wieder ein Abschied

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Und als ob ich dieses Gefühl nicht schon Tausend mal geübt hätte fallt es mir immer wieder schwer, kommt mir immer wieder neu vor.
Meine Neugier ist jedoch stärker. Mein Wissensdurst, meine Wanderlust. Ich muss weiter.

Jam Session at "Le Chateau" in Baku City
Jam Session at „Le Chateau“ in Baku City
In Baku lege ich bis jetzt meine längste Pause ein. Knappe 2 Wochen. Genügend Zeit um mich in einer 2 Millionen Stadt zu akklimatisieren.
Baku entwickelte sich zu einer Stadt erst nach Ausbruch des Erdölfiebers im späten 19. Jahrhundert. Von hier aus startete die erste Erdöl Pipeline der Menschheit und verband Baku mit Batumi an der Schwarzmeerküste.
Zuvor wurde Azerbaijan in Form von unterschiedlichen Khanaten, mal eigenständig und mal vereint, geführt. Mal unter Persischer mal unter Osmanischer oder Russischer Obhut. Mal wurden das Schicksal der Azeris in Täbriz, im heutigen Iran besiegelt, mal in Gança.
Baku kam in der langen Geschichte der Azeris als Hauptstadt erst spät ins Spiel. Die Stadt in der heutigen Pracht, im heutigem Gewand ist allerdings ein Produkt der späten 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts und befindet sich stets in Entwicklung.
Hinter vieler Fassaden und auch schon mal Willkürlich gezogene Mauern, findet man noch bröckelnde Bauten, Alte Bauernhöfe, aufgelassene Fabriken.
Es ist nicht die Stadt an sich, die mich in den Bann gezogen hat. Nicht die auf Hochglanz polierten Bürgersteige, nicht die üppig, zwischen Sonnenunter- und Aufgang beleuchteten Bauten. Es sind nicht die Nizami Street, die guten Restaurants, die vielen Konzerthäuser oder Büchereien. Nein, es sind die Azeris selbst, die Juden oder Perser, die Türken und Mongolen, die mich bezaubern. Die Bakelers, so der Name der Einwohner der Stadt.
Kein Blick und kein Lächeln, egal ob Mann oder Frau, bleibt unerwidert. Auf der Strasse, im Kaffee, U-Bahn oder Park. In den meisten Fällen ohne jeglichen Hintergedanken. Meist durch Freude und Neugier getrieben. Beiderseits.

IMG_0722Ich betrete zum letzten Auftakt das „Le Chatteau“, ein Raucherloch mit dem günstigsten Gezapftes dieser Stadt. Life Musik, Jam- Sessions nahezu jeden Abend bis in die Nacht. Heute spielen sie besonders lang. Wir trinken und tanzen. Turgal und seine Freundin Sabina. Yashar aus Syrah im Iran, das ist seine vorletzte Nacht in der Stadt bevor er in den Iran reist um von den Eltern abschied zu nehmen, danach versucht er seine Zukunft in Kopenhagen zu gestalten. Alle legalen Einwanderungshürden hat er bereits gemeistert. Araz, der Biochemiker aus einem Bakuer Vorort kann bei diesem Jazz Rhythmus kaum noch Still halten. Mehchid, von dem ich außer seinem Namen nichts weiß, nähert sich zu mir und mit meinem Namen ansprechend wünscht er mir eine gute Reise und ich möge doch bald wieder vorbei schauen, in Baku.
Während der Schlagzeuger seinen Solo abhält, untermahle ich den Gedanken wieder nach Baku zu reisen, auch mit Zahlen.

Der Zauber der Nacht wird bald zu Ende sein, die Abschiedswörter und Glückwünsche ziehen sich in die länge und verlassen die übliche Floskel Schachtel.
Der Abflug naht, an einem spätsommerlichen Abend. Fahrrad ist gepackt, die Taschen im Kofferraum von Mahmud, der Hostelbesitzer, verstaut.
Die Checkin Dame bei Azeral (Azerbaijan Airways) weißt mich darauf hin, dass sie ganze 50 USD verlangen müsse, für mein Übergepäck. Ich möge doch schnell alle Taschen zusammen wickeln lassen, dann entfiele diese Gebühr. Das Übergewicht nehme sie nicht so genau.

Baku Airport, a last smile on the Azeri's Country.
Baku Airport, a last smile on the Azeri’s Country.
Das Kaspische Meer verschwindet unter den Flügel der Embraer, in der Dunkelheit der Nacht. In weniger als einer Stunde lande ich in Aktau, am anderen Ufer des Meeres (Sees) in Kasachstan.

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