Die Menschen im Park sitzen meist auch regungslos. Die Fussgänger bewegen sich langsam. Nur die georgischen Autofahrern scheint dies nichts auszumachen. Sie lassen die Motoren der europäischen Auslaufmodelle hochtourig laufen. Hupen, bremsen und fahren Reifenquitschend wieder an.
So viele Sehenswürdigkeiten in dieser Stadt, und ich sitze nur rum. Entscheide mich bei einbrechen der Dunkelheit zu starten und die Bundeshauptstadt zu besichtigen.
Es entstehen vorwiegend Nachtaufnahmen. Es juckt mich schliesslich doch noch stark, und breche am Folgetag in der Früh auf eine Citytour. Es entstehen dann auch noch Tagesaufnahmen. Der Wind ebbt nicht ab, auch nicht die Temperatur. Von den geplanten 4 Tage in Tiflis, oder Tbilisi auf der Landessprache, werden es bis heute 6 und mit morgen wird es dann eine ganze Woche. Wie schon oft, wird das Hostel zur Familie. Den Elternpart wird von der Hostelbetreiberin belegt. Die Geschwister sind die Gäste. Meist Jung aber nicht nur. Aus Frankreich, Holland, Pakistan, Deutschland, Russland und der Ukraine. Tolle Geschichten haben Alle auf lager, sie berichten über die Heimat, über die besuchten Länder, über Projekte und schliesslich in geselliger Runde schon mal über deren Leben.
Ich lernte dass Istanbul die Brücke zwischen Orient und Occident sei, lernte anschliessend dass die Grenzen Europas tatsächlich nicht eindeutig zu definieren seien, und dass diese je nach Betrachtung variieren. Ob geografisch, politisch, historisch. Ich stelle nun eindeutig wieder fest, dass Tbilisi vielleicht doch die Stadt ist die am besten, die Brücke zwischen Asien und Europa bildet. Zumal historisch gesehen und zweifelsohne, die Georgier in seiner Tausendjährigen Geschichte der wahre Puffer zwischen Heidentum, Islam und Christentum repräsentierten.
Hier fielen für Europa und für die Welt, nach dem Zerfall der Monarchien, entscheidende Ereignisse, vor Allem mit dem Sieg der Bolschewicken und Annexion des Landes an das Sovietische Reich. Deren Spätfolgen haften heute noch an den meisten Fassaden der Stadt. Hoffentlich auch ermahnend an die Zukunft. Gleichermassen sieht man aber auch Licht am Ende des langen Tunnels. Touristenströme in Allen Gassen. Strassenkaffees, Bau- und Renovierungsarbeiten überall, Dienstleister und viel Jugend. Nachdem ich Batumi vor ca. 2 Wochen verlies, wusste ich dass ich ein anderes Georgien erleben würde. Das tat ich auch, wie ich die Tage berichtete, und hier in Tiflis, hier vereinigt sich wieder Alles.
Georgien oder Sakartwelo wie es auf georgisch heisst, samt seiner Hauptstadt, ist auf jeden Fall mehr als nur ein Besuch wert. Allerdings, nicht unbedingt im Hochsommer.
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