Das fragte mich der Mann ohne Namen, nachdem wir uns erst vor weniger als eine Stunde im Zimmer eines Hostel in Baku vorgestellt hatten.
Das war heute vormittag, im Baku Palace Hotel, Economy Shared Room division mit dem Zusatz „Hostel“.
Die Atmosphäre ist die eines altwürdigen Hotels, gepflegt und simpel aber nicht die eines klassischen Hostels. Das Publikum ist Mittelaged und ohne Rucksack.
Der Namelose Gast dürfte Anfang vierzig sein. Er kommt aus Kasachstan, seine leicht asiatischen Gesichtszüge bestätigen es. Er scheint gebildet zu sein, er weiss sogar das Argentinien das acht größte Land der Welt ist. Kasachstan ist nämlich das neunt größte.
Es ist 2 Uhr Nachmittag, die Hitze unerträglich. Er macht sich frisch und erzählt mir, er ginge nun zu einem Date. Ich vermute er habe ein Wochenend Trip ueber das Kaspische Meer gewagt, in die Baku Metropole, um zu vergessen.
Die Stadt bietet sich an. Sie offeriert nämlich Allen etwas. Der starke Wind, vom Lande kommend, wird durch die engen Gassen der Altstadt beschleunigt und macht den Alltag im Schatten der Haeuser und Baeumen etwas erträglicher.
Mittlerweile ist es Zehn Uhr Abends, als ich auf der Suche eines Jazzclubs aufbrechen moechte und dabei den Namenlosen im Flur, heimkehrend wieder treffe.
Auf meine Frage, wie denn sein Date so verlief, kamm die Antwort:
– Schlecht.
Vielleicht war bei meiner Frage, unbewusst, etwas Zynismus versteckt. Seine Antwort ueberrascht mich kaum. Ohne Ihn zu kennen, fühle ich mich frei, Ihm dieses auch zu sagen. Und schon wieder, ohne dass er mich kennt, fragt er mich, wieso sie denn zu ihren Eltern zurück gekehrt sei. Sein Herz sei einfach so leer und er wüsste nicht, wie es weiter gehen sollte, so allein und ohne Frau.
So a Hund, die Liebe!, denk ich mir.
Muss debei an meinen Reisepartner aus Wales denken. Er steht kurz vor seiner Vermählung, und Ihm leuchteten die Augen, heute Nachmittag, als er mir ein selbst geschriebenes Gedicht, von seiner Exfreundin aus Deutschland zu Musik gebracht, auf seinem Telefon hoeren lies.
Ich versuche meine Ratschläge diskret zurück zu halten und denke mir dabei, zuhören sei hilfreicher.
Ich erreiche zum Glück meine verrauchte Bar mit einer Jam Session noch im vollem Gange, und während ich zwischen Schlagzeug Solo und Trompete applaudiere, schreibe ich diese Zeilen.
Bestelle mir zum Schluss noch ein letztes Bier und stelle fest, was für eine Magie das Reisen an sich hat.
Egal welche Grenzen und Laender wir passieren. Bei meiner Reise sind es bereits zehn. Überall die gleichen Ängste, Sehnsüchte, Freuden, Hoffnungen und Bedürfnisse.
0
Bitte hinterlasse eine Antwort